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Präparat: 4 (L)
Fingerbeere, faserreiches Bindegewebe
H.-E.
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Am Beispiel der Haut wollen wir den Aufbau des Bindegewebes näher kennenlernen. Hierzu suchen wir die Region unter dem mehrschichtig verhornten Plattenepithel (Epidermis) auf: die Lederhaut (Corium, Dermis), die nach unten an die Subkutis mit univakuolärem Fettgewebe grenzt. Das Bindegewebe des Coriums enthält - im Vergleich zum mehrschichtigen Plattenepithel der Epidermis - deutlich weniger Zellen und wesentlich größere Interzellularräume. Es enthält reichlich Blutgefäße (Kapillaren, Arteriolen, Venolen) und Anschnitte von peripheren Nerven. Die spezifischen Zellen des Bindegewebes sind die ortsständigen Fibroblasten bzw. Fibrozyten. Neben diesen ortsständigen Zellen kommen mobile Zellen vor, die aus der Gefäßbahn in das Bindegewebe einwandern und das Bindegewebe auch wieder verlassen können. Mobile ("freie") Zellen des Bindegewebes sind: Makrophagen, Granulozyten, Lymphozyten und Plasmazellen. Die ortsständigen Fibroblasten bilden die Interzellularsubstanz (Extrazellulärmatrix). Sie besteht aus ungeformten (amorphen) und geformten Bestandteilen. Der ungeformte Anteil ist die Grundsubstanz, deren Zusammensetzung je nach Art der Binde- und Stützgewebe variiert. Die geformten Bestandteile sind die Fasern. Nach Aufbau, Funktion und Anfärbbarkeit lassen sich unterscheiden: retikuläre, kollagene und elastische Fasern. Mit histologischen Routinefärbungen werden nur Kollagenfasern dargestellt, zur Anfärbung von retikulären und elastischen Fasern müssen Spezialfärbungen eingesetzt werden: die Versilberung zum Nachweis retikulärer Fasern und die Resorcin-Fuchsin Färbung zum Nachweis elastischer Fasern. Je nach der Dichte und Anordung der Kollagenfasern läßt sich lockeres von straffem Bindegewebe unterscheiden. Im lockeren Bindegewebe überwiegt die Grundsubstanz, die reichlich Wasser bindet und in Paraffinschnitten, denen bei der Aufarbeitung das Wasser entzogen wurde, häufig optisch leer erscheinende Spalten aufweist. In die Grundsubstanz ist neben retikulären und elastischen Fasern ein lockeres Geflecht aus Kollagenfasern eingelagert, die keine Vorzugsrichtung aufweisen. In diesem Präparat sind die Kollagenfasern rot markiert und die elastsichen Fasern mit der Resorcin-Fuchsin Färbung schwarz dargestellt.

Gefäßlose, äußerste Schicht der Haut, besteht aus mehrschichtigem verhornten Plattenepithel, das einen fünfschichtigen Aufbau zeigt: Stratum basale, Stratum spinosum (Stratum basale und Stratum spinosum bilden gemeinsam das Stratum germinativum, die Regenerationsschicht der Haut), Stratum granulosum, Stratum lucidum (Str. granulosum und Str. lucidum bilden die Verhornungsschicht), Stratum corneum (Hornschicht).

Corium; eine unter der Epidermis gelegene Schicht aus lockerem Bindegewebe mit retikulären, kollagenen und elastischen Fasern. Sie verleiht der Haut Reißfestigkeit und reversible Verformbarkeit. Die Lederhaut enthält Blut- und Lymphgefäße, Nervenaufzweigungen und Nervenendkörperchen sowie Bindegewebszellen und Zellen der Abwehr. Sie zeigt einen zweischichtigen Aufbau: Das Stratum papillare gewährleistet mit seinen Bindegewebspapillen die Verzahnung zwischen Corium und Epidermis. Das Stratum reticulare bildet die Fortsetzung des Papillarkörpers und grenzt an die Subkutis. Es enthält kollagene Fasern, die der Haut Reißfestigkeit verleihen und Netze aus elastischen Fasern, die für die Rückordnung des Fasergeflechtes sorgen.

Unterhaut, Tela subcutanea; besteht aus lockerem Bindegewebe und univakuolärem Fettgewebe. Sie stellt die Verbindung zwischen Haut und oberflächlicher Körperfaszie her und gewährleistet die Verschieblichkeit der Haut. Die Subcutis enthält Vater-Pacinische Lamellenkörperchen.

Ortsständige, spindelförmige Bindegewebszellen mit verzweigten Fortsätzen. Diese Zellen synthetisieren alle Substanzen der Extrazellulärmatrix des Bindegewebes. Fibroblasten haben eine hohe Syntheseleistung, ihr Zellkern ist reich an Euchromatin und erscheint in der histologischen Färbung hell. Fibrozyten sind weniger aktiv, ihr Zellkern ist Heterochromatin reich und ist deshalb kräftiger gefärbt. spindelförmige, meist plump geformte Vorstufe des Fibrozyts. Er tritt im wachsenden Bindegewebe auf und ist hochaktiv in der Bildung von Fasern und Grundsubstanz.

Ortsständige, spindelförmige Bindegewebszellen mit verzweigten Fortsätzen. Diese Zellen synthetisieren alle Substanzen der Extrazellulärmatrix des Bindegewebes. Fibroblasten haben eine hohe Syntheseleistung, ihr Zellkern ist reich an Euchromatin und erscheint in der histologischen Färbung hell. Fibrozyten sind weniger aktiv, ihr Zellkern ist Heterochromatin reich und ist deshalb kräftiger gefärbt.

Bestandteile des Abwehrsystems; Abkömmlinge der Monozyten. Nach ihrer Reifung im Knochenmark und anschließender Zirkulation im Blutkreislauf wandern sie in verschiedene Gewebe ein und differenzieren sich dort zu ortsständigen, gewebetypischen Makrophagen. Mobile Makrophagen können gemeinsam mit Granulozyten in Entzündungsherde eindringen. Makrophagen phagozytieren körperfremde Substanzen und bauen diese z.T. in Phagolysosmen enzymatisch ab, z.T. verweilen diese Stoffe auch in der Zelle, ohne abgebaut zu werden. Sie dienen der Induktion und Regulation von Entzündungsreaktionen, der Gewebereorganisation und Organheilung; außerdem der Immuninduktion und Stimulation von Lymphozyten.

Zu den Leukozyten gehörende Zellen mit der Fähigkeit zur amöboiden Fortbewegung. Nach Größe und Anfärbbarkeit der Granula in ihrem Zytoplasma unterscheidet man neutrophile (über 90 %), eosinophile (2-4 %) und basophile (bis 1 %) Granulozyten. Die neutrophilen Granulozyten werden auf Grund der Unterschiede in der Gestalt des Zellkerns weiter in stabkernige, segmentkernige und hypersegmentierte Granulozyten unterteilt. Die Morphologie des Kerns erlaubt eine Aussage über das Alter der Zellen. Junge Zellen haben einen stabförmigen Kern, im Blut sind sie relativ selten, hier überwiegen die segmentkernigen neutrophilen Granulozyten. Bei bakteriellen Infektionen gelangen vermehrt junge stabkernige Granulozyten vom Knochenmark ins Blut, ihre Zahl im Blutausstrich steigt an, sog. "Linksverschiebung". Das vermehrte Auftreten von alten, hypersegmentierten Granulozyten wird als Rechtsverschiebung bezeichnet.

Gehören zu den Leukozyten. Morphologisch können kleine und große Lymphozyten unterschieden werden. Die kleinen Lymphozyten (Durchmesser von 6-8 µm) weisen einen runden, intensiv angefärbten Zellkern auf, der von einem sehr schmalen Zytoplasmasaum umgeben ist. Funktionell und immunhistochemisch werden bei diesem Zelltyp der zellulären Immunität dienende T-Lymphozyten von antikörper-produzierenden B-Lymphozyten unterschieden. Die großen Lymphozyten haben einen Durchmesser von 8-12 µm; sie besitzen eine ovalen Zellkern. Die für T- oder B-Lymphozyten charakteristischen Oberflächenmoleküle fehlen meist, man bezeichnet sie daher auch als Non-T- bzw. Non-B-Zellen.

Ovale Zellen mit ungranuliertem Zytoplasma und relativ kleinem, exzentrisch gelegenen Kern, dessen Chromatin eine Radspeichenstruktur aufweist. Sie sind hauptsächliche Produzenten der Immunglobuline und Träger der humoralen Immunität.

Extrazellulärmatrix; bezeichnet Strukturen und Substanzen, welche die Zellzwischenräume ausfüllen. Besonders ausgeprägt ist die Extrazellulärmatrix im Binde- und Stützgewebe. Wichtige Bestandteile sind Kollagenfibrillen und elastische Fasern, Adhäsionsproteine (Fibronektine, Laminin) und die amorphe Grundsubstanz (Proteoglykane, Glykosaminoglykane)

Von ortsständigen Bindegewebszellen synthetisierte amorphe, farblose Substanz, welche die Interzellularrräume der Binde- und Stützgewebe ausfüllt. Sie bestimmt weitgehend die mechanischen Eigenschaften des jeweiligen Gewebes. Die Grundsubstanz enthält Proteoglykane, Glykoproteine und interstitielle Flüssigkeit. Proteoglykane sind große Moleküle deren zentraler, fadenförmiger Proteinkern mit unterschiedlich gebauten Glykosaminoglykanketten verbunden ist. Diese Glykosaminoglykane oder saure Mukopolysaccharide bestehen aus unverzweigten Disaccharidketten, repetitiven Einheiten von Aminozuckern und Uronsäuren, die stark negativ geladen sind. Beispiele: Hyaluronsäure (ohne core-Protein), Heparansulfat, Chondroitinsulfat, Dermatansulfat und Keratansulfat. Glykosaminoglykane dienen der Wasserspeicherung und sind wichtig für den Stoffaustausch, Glykoproteine beteiligen sich oft am Aufbau der Basallamina und Glykokalix (Strukturglykoproteine wie Fibronektin, Laminin).

Bindegewebe ist deutlich anders aufgebaut als Epithel. Im Epithelverband liegen die Zellen dicht an dicht, die Interzellularräume sind eng. Das Bindegewebe enthält weniger Zellen und große Interzellularräume. Die ortsständigen Zellen im Bindegewebe sind Fibroblasten/Fibrozyten. Außerdem kommen "freie" Zellen vor, die in das Bindegewebe einwandern oder es verlassen können und der Abwehr dienen. Die großen Interzellularräume des Bindegewebes enthalten Wasser und die extrazelluläre Matrix (amorphe Grundsubstanz und retikuläre, kollagene oder elastsiche Fasern), die von den ortsständigen Zellen gebildet wird. Bindegewebe ist im Körper weit verbreitet.

Lassen sich mit histologischen Routinefärbungen im Lichtmikroskop darstellen. Sie setzen sich aus parallel angeordneten Kollagenfibrillen zusammen, die nur im Elektronenmikroskop erkennbar sind. Vorstufen des Kollagens (Prokollagen) werden von Fibroblasten synthetisiert und über Exozytose sezerniert. Die Bildung der Kollagenfibrillen erfolgt erst extrazellulär durch Abspaltung von Propeptiden und anschließender Quervernetzung. Kollagenfasern sind Bestandteil der Extrazellulärmatrix, ihre Anzahl und Anordnung bestimmt die Beschaffenheit des Bindegebewebes: Straffes Bindegewebe (z. B. in der Sehne) enthält zahlreiche, parallel angeordnete Kollagenfasern. Im lockeren Bindegewebe sind die Kollagenfasern weniger dicht und haben keine Vorzugsrichtung.

Sind aus Elastin zusammengesetzt, kommen im lockeren Bindegewebe vor und sind besonders dicht gelagert in der Membrana elastica interna und externa der Arterien und Venen sowie im Lig. flavum, das die Wirbelbögen verbindet. Elastische Fasern werden nur durch Spezialfärbungen (z. B. Resorcin-Fuchsin) dargestellt.

Argyrophile Fasern; Gitterfasern; kommen im retikulären Bindegewebe und im lockeren Bindegewebe vor. Sie bilden Fasergerüste z.B. in den hämatopoetischen Organen und im Stroma zahlreicher parenchymatöser Organe. Außerdem sind sie Bestandteil von Endoneurium und Endomysium und haben maßgeblich Anteil am Aufbau von Basallaminae. Sie sind lichtmikroskopisch nur durch Spezialfärbungen (Versilberung) eindeutig darzustellen, werden deshalb auch als argyrophile Fasern bezeichnet. Sie bestehen aus dünnen Bündeln von Kollagenfibrillen (Kollagen Typ III) und bilden Netze oder Gitter (daher auch die Bezeichnung "Gitterfaser".