Voriges PräparatIndexNächstes Präparat
 
Siegelringzellkarzinom des Magens

Das formalinfixierte Präparat zeigt einen entlang der großen Kurvatur eröffneten Magen, dem Fettgewebe und Teile des Omentum minus anhängen. Zentral imponieren zwei kleinere sowie rechts daneben ein grösserer eingesunkener Bereich mit weiß-brauner und zum Teil eingebluteter Oberfläche, der auf den ersten Blick an ein ausgedehntes Ulkus erinnert. Bei genauerer Betrachtung des Präparats fällt um das Ulkus herum ein knapp über den halben Magen ausgedehntes, verstrichenes Faltenrelief mit teils knotigen Aufwerfungen auf, das sich durch sein helleres Kolorit von der übrigen Schleimhaut abgrenzt, wobei diese Grenze rechts eindeutiger zu erkennen ist. Hierbei handelt es sich um ein diffus submukös wachsendes Siegelringzellkarzinom des Magens mit stellenweiser Ulzeration. Bei einer Gastroskopie ist diese Form des Magenkarzinoms aufgrund seines Wachstumsmusters und der nur diffus veränderten Magenschleimhautoberfläche manchmal nur schwer erkennbar. Bei malignitätsverdächtigen Ulzera ist die Entnahme von Knipsbiopsien zur histologischen Befundung aus Ulkusrand und Ulkusgrund unerläßlich!

Zur Fixierung des Gewebes wird Formalin (wassrige Formaldehydlösung) verwandt. Durch die Fixierung denaturieren die Proteine und der Verfallsprozeß des Gewebes wird aufgehalten. Ferner wirkt das Formalin desinfizierend. Das fixierte Gewebe ist fest und gut schneidbar, verliert aber leider seine Farbe und wird grau/braun. Eine optimale Histologie erhalt man nur nach ausreichender Fixierung des Gewebes (vor die Morphologie hat der Herrgott die Fixation gestellt). Das Formalin sollte in einer neutral gepufferten (pH 7,4) 4%igen Lösung zur Gewebefixierung eingesetzt werden. Damit sind an dem fixierten Gewebe dann auch weiterführende Untersuchungen (DNA, RNA) möglich. Für spezielle Gewebeproben sind andere Fixantien als Formalin besser geeignet (z.B. Hodenbiopsien, Knochenmarkbiopsien). Eine eindeutige krebserregende Wirkung von Formalin konnte bislang noch nicht nachgewiesen werden, auch wenn dieses oft vermutet und ausgiebig untersucht wurde. Jedem Mediziner ist jedoch der beissende und stechende Geruch bekannt.

Ein tiefreichender Defekt einer Oberflache. An der Schleimhaut reicht der Defekt tiefer als die Tunica mucosa und beschadigt die Submukosa (wenn der Defekt auf die Epidermis bzw. Mukosa begrenzt ist, sagt man Erosion). Ein Ulkus heilt in der Regel unter Narbenbildung, d.h. nicht folgenlos, aus. Die Begriffe Erosion und Ulkus werden in der Dermatologie zu den sog. "Sekundar-Effloreszenzen" gerechnet (die Effloreszenzen dienen zur Beschreibung von Hautveranderungen; "sekundar" bedeutet hier: die Effloreszenz entsteht aus einer bereits bestehenden Veranderung).

Bösartige, von epithelialem Gewebe ausgehende Neoplasie. Sie zeichnet sich durch die Kennzeichen bösartiger Tumoren aus: Invasives, destruierendes Wachstum, Metastasierung. Daneben zeigt ein Karzinom meist ausgepragte zytologische Atypien (Chromatinvergröberung, Hyperchromasie, Kernpolymorphie) und eine Architekturstörung.