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Präparat: N2 (F)
Astrozytom
H.-E.

Astrozytome gehören zu den häufigsten primären Hirntumoren. Sie kommen als gutartige (pilozytische Astrozytome des Kindesalters), niedriggradige (wie hier dargestellt) und hochmaligne Tumoren (anaplastische Astrozytome und Glioblastome) vor. Typischerweise treten sie im mittleren bis höheren Lebensalter im Bereich der Großhirnhemisphären auf. Astrozytome wachsen diffus infiltrierend und besitzen Rezidivneigung, meist mit Progredienz zu einem höheren Malignitätsgrad. In diesem Präparat sind typische histologische Kriterien eines niedriggradigen Astrozytoms (WHO II) zu erkennen. In der Übersicht ist ein relativ zellarmer Tumor mit nur mäßigen Zell- und Kernpolymorphien erkennbar. Die Tumorzellen bilden ein ausgeprägtes fibrilläres Netzwerk. Es finden sich keine Nekrosen und keine endothelialen Proliferate.

Der Begriff Tumor bezeichnet grundsatzlich eine Schwellung des Gewebes. So ist er auch Bestandteil der von Celsus definierten Merkmale einer Entzündung (Calor, Rubor, Dolor, Tumor). Zumeist wird der Begriff Tumor jedoch im Sinne einer autonomen Neubildung von Gewebe (Neoplasie) benutzt. Dabei muß aber auch wieder unterschieden werden zwischen einer gutartigen und einer bösartigen Geschwulst.

Als Anaplasie bezeichnet man den Verlust einer erkennbaren Differenzierung eines bösartigen Tumors. Man kann quasi nicht mehr erkennen aus welchem Gewebe ein anaplastischer Tumor entstanden ist. Die Tumorzellen sind komplett entdifferenziert. Zytologisch finden sich meist eine hochgradige Zell- und Kernpolymorphie, eine stark verschobene Kern-Plasmarelation, eine Kernhyperchromasie und eine Nukleolenvergrößerung. Das >Tumorgrading entspricht einem Grad IV.

Bösartige Tumoren werden vom Pathologen graduiert, um eine Aussage zur Aggressivitat einer Neoplasie machen zu können. Neben dem Tumorstadium ist das Tumorgrading oft maßgeblich für Prognose und weitere Therapie. Für verschiedene Tumorarten existieren unterschiedliche Gradingsysteme. Manchmal beurteilt man nur die histologische Ähnlichkeit eines Tumors zum Ursprungsgewebe, wobei sowohl die Gewebsarchitektur, als auch zellulare Atypien beurteilt werden. Daneben fließen die Anzahl der Mitosen oder die Ausbildung von Nekrosen in das Grading ein. Meist graduiert man von G1=hochdifferenziert bis G3=gering differenziert, bzw. G4=anaplastisch (undifferenziert). Daneben existieren selten noch andere Gradingsysteme für bestimmte Tumoren, so z.B. das Grading nach Gleason für das Prostatakarzinom.

Auch polymorph, vielgestaltig; im Gegensatz zu monomorph, eingestaltig. Bei Neoplasien wird die Gestalt der Tumorzellen bewertet. Je unterschiedlicher (pleomorpher) die Tumorzellen untereinander sind, desto geringer ist der Tumor meist differenziert. Dies gilt allerdings nicht für alle Tumoren. Phaochromozytome (neuroendokrine Tumoren der Nebenniere und des Grenzstrangs) können hochgradig pleomorphe Tumorzellen aufweisen und verhalten sich dennoch oft gutartig.

Als Nekrose bezeichnet man sozusagen den Unfalltod einer Zelle oder eines Zellverbands, in Unterscheidung zum geplanten Zelltod, der Apoptose. Durch eine Schadigung (infektiös, chemisch, physikalisch, Sauerstoffmangel o.a.) kommt es zum irreversiblen Ausfall der Zellfunktionen. Zytologisch erkennbar v.a. durch Kernveranderungen: Pyknose (Kernschrumpfung), Karyorrhexis, Karyolyse; histologisch in der HE-Farbung Eosinophilie (starke rote Anfarbung) des Zytoplasma. Formen: Koagulationsnekrose, verkasende Nekrose, Kolliquationsnekrose.